Liebestank voll oder leer?

In meinem letzten Blogpost ging es um die viele Aufmerksamkeit, die meine Tochter im Moment braucht und dass sie besonders wert auf ungeteilte Aufmerksamkeit legt. Ich sprach bereits an, dass wenn man als Kind nicht genügend Aufmerksamkeit (Liebe) bekommt, das später im Erwachsenenalter zu allen möglichen Beziehungsproblemen führen kann, weil wir immer (unbewusst) erwarten, dass andere unseren Liebestank füllen (sollen). Das funktioniert natürlich nicht, weil kein Mensch später diese Lücke füllen kann. Die Erwartungen an den anderen sind einfach immens hoch, denn schließlich ist die Aufmerksamkeit einer Mutter oder eines Vaters die wichtigste als Baby bzw. Kleinkind. Fehlt diese, entsteht eine Lücke, die im Laufe des Lebens immer größer wird und die wir mit allem möglichen versuchen zu stopfen (Alkohol, Drogen, ungesunde Essgewohnheiten um nur ein paar zu nennen). Doch all diese Ersatzbefriedigungen sind nur von kurzer Dauer. Danach breitet sich wieder Leere aus, die eventuell als noch schlimmer empfunden wird, weil die Erkenntnis kommt, dass der Liebestank immer noch leer ist. So traurig es ist, ich denke, wenn jemand ein gestörtes Verhältnis zu Beziehungen zeigt, dann ist der Grund dafür in erster Linie bei den Eltern oder/und in den frühen Lebensjahren zu suchen. "Aber ich habe meinem Kind doch immer alles recht gemacht!" Stopp! Ist das wirklich so richtig? Oder sollte es richtiger heißen: "...recht machen wollen!" Sätze wie: "Mein Kind ist so undankbar!" sind unfair dem Kind gegenüber, denn es impliziert, dass ich als Mutter bzw. Vater doch alles richtig gemacht habe!? Ich finde keinen Fehler bei mir, also muss der Fehler beim Kind liegen.

Ja, was ist denn da schief gelaufen? Nicht jede Aufmerksamkeit ist gut und jedes Kind hat unterschiedliche Bedürfnisse. Das was uns wichtig und richtig erscheint, ist vielleicht für unser Kind nicht optimal.

Folgendes Szenario.

Wir sind im Mutterleib. Geborgen. Geschützt. Geliebt. Dann erblicken wir das Licht der Welt. In keinem Moment sind wir so hilflos. Dann kommen wir zur Mama. Saugen das erste Mal an ihrer Brust. Wir schmiegen uns an sie.

Doch was ist, wenn das gar nicht geschieht? Wenn das Baby von der Mutter getrennt wird, weil es zu Komplikationen kommt oder Ärzte es für richtig halten, sie getrennt zu halten. Wenn ich mich in die Lage der Mutter versetze. Ich möchte das Beste für mein Kind. Immer.

Die Mutter vertraut den Ärzten. Doch was ist mit der Beziehung zwischen Kind und Mutter? Bekommt sie jetzt einen Knacks? Wird sich diese Trennung auf das gesamte Leben und die Beziehung der beiden auswirken? Niemand weiß genaues. Doch wenn ich mit meinem gesunden Menschenverstand denke und mit meinem Herzen fühle (!), dann kann so ein Eingriff sich nicht positiv auf die Beziehung der beiden auswirken und es zerreißt mich innerlich.

Wir schreien und schreien. Doch niemand vertrautes kommt. Keine vertraute Stimme, kein vertrauter Geruch, kein vertrautes Gefühl. Wir fühlen uns schrecklich verlassen.

"Schreien kräftigt die Lungen des Kindes!" Bitte was??? Früher sagte man, dass man ein Kind nicht öfter als alle 4 Stunden stillen bzw. füttern sollte und wenn es sich vorher meldete, musste es eben schreien. Wenn ich überlege wie oft ich mein Kind in den ersten Monaten angelegt habe, dann hätte es, hätte ich mich an diese Regel gehalten, ständig geschrien und wer kann sein Kind schon schreien hören. Ich jedenfalls nicht.

Wer bestimmt solche stumpfen Regeln? Wie kommt man auf so etwas? Wenn ich überlege wie viel Leid geschieht durch irgendwelche, irgendwann aufgesetzten Regeln, dann wird mir schlecht. Aber zurück zum eigentlichen Thema.

Lautes, anhaltendes Schreien ist immer ein Hilferuf. Als Baby machen wir noch lautstark auf uns aufmerksam. Werden wir immer öfter überhört, verstummen wir irgendwann. Dann heißt es: "Das Kind sagt ja nix." So nach dem Motto: wenn es etwas will oder braucht, kann es sich ja mitteilen. Eben nicht! Warum sollte dies nun geschehen? Das Kind hat gelernt: für mich und meine Bedürfnisse ist kein Platz. Ich bin allein mit mir und meiner Welt.

Ich wünschte, mehr Kinderstimmen würden erhört. Ich wünschte, mehr Menschen würden einander zuhören. Ich wünschte, das Leben würde mit Liebe beginnen, in Liebe fließen und in Liebe enden. Amen.

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