Regretting Motherhood

Da bin ich neulich auf den Blog Pusteblumen für Mama von Christine aufmerksam geworden. Worum geht es in ihrem Blog? Christine schreibt auf ihrem Blog über ihre Erfahrungen als hochsensible Mutter und wie es sich für sie anfühlt Mutter zu sein. Dabei bin ich über ihren Beitrag Regretting Motherhood gestolpert, ein wahres Tabuthema. Worum geht es denn hier? Geht es wirklich darum, dass man bereut Mutter zu sein?

Mich hat diese Aussage gleich angesprochen und neugierig gemacht. Also habe ich gelesen. Es geht nicht darum, dass man sich seine Kinder weg wünscht oder keine Kinder haben möchte, sondern vielmehr darum, dass man sich überfordert fühlt. Man empfindet das Muttersein nicht als Bereicherung, sondern als Belastung. Wie fühlt man sich damit? Beschissen natürlich. Wer gibt schon gerne zu, dass er sein Kind als Belastung empfindet und lieber Zeit für sich hätte?

Als Mutter hat die Gesellschaft hohe Erwartungen an dich. Als Mutter hat man aber auch hohe Erwartungen an sich selbst. Zumindest, wenn einem das Wohl des Kindes am Herzen liegt. Schnell wird man zur Rabenmutter und noch schneller zerfressen einen die Selbstzweifel, wenn man das Gefühl hat, dass man der Mutterrolle nicht gerecht wird. Wenn man das Gefühl hat, es wird einem einfach alles zu viel.

Als HSP bin ich oft schon im Alltag, mit Job und in einer Beziehung am Limit, wenn ich keine regelmäßigen Ruhephasen für mich finde. Jeder, der Kinder in die Welt gesetzt hat, weiß, dass sich das Leben mit Kind grundlegend verändert. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Kind oder mehrere Kinder. Der Stresspegel steigt tendenziell mit mehreren Kindern, aber jedes Kind ist so individuell, dass man nur schwer Vergleiche anstellen kann und sollte. Meine Hochsensibilität erfordert meine Aufmerksamkeit. Genauso wie ein Kind. Wenn ich mich nicht regelmäßig darum kümmere, meckert es. Das mag ein merkwürdiger Vergleich sein, aber so fühlt es sich tatsächlich oft an. Passe ich nicht auf mich auf, gehe ich in den Aufgaben des Alltags unter und irre verloren durch ein endlos scheinendes Labyrinth, dass mich irgendwann erschöpft in sich zusammen sinken lässt.

Verantwortung übernehmen bedeutet für mich in diesem Moment mich um mich zu kümmern. Denn tue ich das nicht, dann geht irgendwann gar nichts mehr und das kann keinem dienlich sein. Am aller wenigsten meinem Kind. Für viele Außenstehende mag unser Denken und Fühlen als Hochsensible unverständlich sein. Da werden wir als Ich bezogene Personen wahrgenommen, denen ihr Wohl über das ihrer Kinder geht. Aber warum ist das so schwer zu verstehen?
Da muss ich daran denken, was einem von der Stewardess beim Start eines jeden Fluges vermittelt wird. Was tut man im Notfall? Man setzt zuerst sich die Maske auf, danach dem Kind. Warum? Weil, wenn einem die Luft zum Atmen fehlt, kann man, wenn man sich nicht zuerst um sich selbst kümmert, dem anderen auch nicht mehr helfen. Der Vergleich erscheint vielleicht etwas krass. Ich finde ihn aber durchaus sinnvoll, denn es veranschaulicht die Not in der wir als HSP stecken.

Als HSP habe ich genauso einen Kinderwunsch, wie als normal sensibler. Auf die Mutterrolle vorbereiten kann einen nicht wirklich jemand. Ich kann aber aus Erfahrung sagen, je besser man sich selber und seine eigenen Bedürfnisse kennt und darauf eingehen kann, desto eher kann man sich auch auf andere einstellen und für sie da sein. Unabhängig davon ob hochsensibel oder nicht, so hat die eigene mentale und psychische Verfassung einen erheblichen Einfluss darauf, wie ich mit anderen Menschen umgehe und meinen Alltag meistere. Schleppe ich noch viel Ballast mit mir herum, so ist die Gefahr groß, dass ich mich schnell mit zusätzlichen Aufgaben überlastet fühle. Das macht Sinn oder?

Bei Regretting Motherhood geht es für mich also nicht darum, dass ich es bereue Mutter geworden zu sein sondern, dass ich Momente habe, in denen ich mir wünschte ich wäre keine Mutter, weil ich dann mehr Zeit für mich hätte und ich glaube, dieses Gefühl kennt jeder, wenn er ganz ehrlich zu sich ist.

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