Mein Tempo

Schnell überreizt im normalen Alltag. Das kennt jede HSP. Früher hatte ich oft das Gefühl im normalen Alltag nicht mithalten zu können. Immer Vollgas auf der Autobahn. Heute bestimme ich zunehmend selbst mein Tempo und drücke auch schon mal auf die Bremse, wenn es zu viel wird.

Früher hab ich mich permanent übernommen, weil ich meine Grenzen nicht wahrnahm bzw. einfach immer wieder überschritt. Ich wusste nicht, wie ich achtsam mit mir sein konnte, denn ich verglich mich ständig mit anderen, sah, was sie leisteten und wurde auch permanent von meinem familiären Umfeld gefordert. Wenn ich das tat, was von mir erwartet wurde, war ich fleißig, wenn nicht, faul. So einfach war das. Natürlich möchte man nicht als faul abgestempelt werden und deshalb gab ich immer Vollgas auch wenn mir schon längst der Kraftstoff ausgegangen war. Irgendwann waren dann auch die Reserven aufgebraucht und dann wurde ich krank.
Mittlerweile fällt es mir leichter entspannter zu leben, denn ich habe es nun auch einige Jahre in einem anderen Land vorgelebt bekommen und -noch wichtiger- ich habe mich von alten Mustern gelöst. Hier bin ich gut so wie ich bin. Andere Länder, andere Menschen, andere Maßstäbe.

Doch worauf kommt es an im Leben? Immer nur mithalten zu können? Nein, ich möchte mein eigenes Tempo gehen können. Selbstbestimmt. Ich sein. Frei. Ich glaube, jeder hat sein Talent. Durch Individualität können wir glänzen. Die zwanghafte Angepasstheit macht nur unbeweglich. Außerdem ist Konformität langweilig.

Welches Tempo lebt ihr? Gebt ihr noch Vollgas oder lasst ihr euch gemütlich vom Lebensstrom treiben?

Kommentare

  1. Bei mir ist es umgekehrt. Ich konnte früher, bevor ich Mutter wurde, besser auf mich und mein Tempo achten und zurückfahren bzw. ausbrechen, wenn es mir zuviel wurde. Unter anderem deshalb habe ich bewusst immer Teilzeit gearbeitet. Jetzt mit 2 Kindern ist diese Selbstbestimmung gar nicht mehr möglich. Darunter leide ich. Die Kinder geben das Tempo vor, wenn ich mit ihnen zusammen bin, und selbstbestimmt bin ich da nicht. Wie machst Du das? Ich weiß, dass es wiederkommt, wenn sie größer werden, und hätte nicht gedacht, dass es so krass wäre und es nicht möglich ist, sich abzugrenzen, solange sie so klein sind.
    Liebe Grüße!

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    1. Ja, das mag schon etwas merkwürdig klingen, dass ich mein Tempo heute mit Kleinkind besser leben kann, als früher. Natürlich ist es nicht immer so, dass ich ein komplett selbstbestimmtes Leben führen kann, aber ich kann besser auf mich acht geben. Das konnte ich früher ohne Kind nicht, weil ich viel zu gefangen war in alten Mustern. Ich konnte selten guten Gewissens wirklich entspannt leben. In der Beziehung hab ich mich einfach weiter entwickelt, unabhängig davon, dass ich ein Kind habe. Heute ist mein Leben entspannter, weil ich einen für mich gesünderen Lebensstil lebe, eben selbstbestimmt und nicht gelenkt von anderen Meinungen. Meine Pausen heute kann ich dadurch effektiver für mich nutzen, als meine "viele" Freizeit früher. Dazu kommt, dass mich das Mamasein sehr glücklich macht und ich ziehe immer wieder Kraft aus den schönen Momenten, die dann für die kraftraubenden entschädigen. Vielleicht liegt darin der Unterschied bei uns? Ich erwähnte es ja schon neulich in deinem Blog.
      Ich glaube aber, dass die Herausforderung mit zwei Kindern auch größer ist. :-)

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